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I.   Klosterbäckerei Höllbacher 885 Jahre – älteste Bäckerei Österreichs
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„Bäckerei – gegründet 1125“ ist in gotischer Schrift auf die schmucke Fassade der Klosterbäckerei in Ranshofen aufgepinselt. 1125 – wie oft hat man diese Ziffern schon gesehen, ohne sich etwas dabei zu denken – und plötzlich wird diese Jahreszahl zum magischen Datum – 1125, das war ja vor 880 Jahren! Für die bekannte Klosterbäckerei Höllbacher in Ranshofen war das Jahr 2005 ein ganz besonderes. Der Betrieb wurde als Klosterbäckerei vor 885 Jahren gegründet – ein Bestandsalter, das man in Europa sicher nicht oft findet. Das Bäckerehepaar Georg und Gundi Höllbacher war sich dieses besonderen Anlasses bewusst und ließ zum Jubiläum eine Zeitung herstellen, in der diese 880 jährige Geschichte erzählt wird. Ist es schon schwierig ein 200 jähriges Jubiläum historisch nachzuvollziehen, so kann man ermessen was es heißt, mehr als 885 Jahre zu dokumentieren. Im Fall unseres Jubiläums war das Dank der akribischen Vorarbeit der Braunauer wie: Konrad Meindl, Prof. Max Eitzlmayr, Loys Auffanger, Hugo von Preen, Konrad Schiffmann, Ing. Peter Krebs und DDr. Kriechbaumüberhaupt erst möglich gemacht! worden. Die lange Geschichte des Klosters und damit auch jene der Klosterbäckerei, war ja mit der Übernahme des Innviertels durch Österreich lange Zeit in Vergessenheit geraten.
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II.   Gedanken zum Gründungsdatum
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Bedenkt man, dass die Pfalz in einem Gebiet errichtet wurde, wo es kaum andere Infrastruktur gab, so wird klar, dass eine eigene Bäckerei hier lebensnotwendig war.
III.   Zur Erinnerung, kurz nochmals die geschichtliche Entwicklung
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Der Name Ranshofen rückt erstmals 788 mit einer Schenkungsurkunde eines gewissen Graf Rato ins Licht der Geschichte. Dieser Ort, an der damals sehr wichtigen Kreuzung zweier Römerstrassen und am Inn gelegen, gewinnt unter dem Bayernherzog Tassilo rasch an Bedeutung. König und später Kaiser Karl der Große setzt Tassilo letztlich ab. Ranshofen wird damit bedeutende Kaiserpfalz. Eine Urkunde von 888 weist Ranshofen auch als Mautstelle für Salztransport am Inn aus. Im selben Jahr übernimmt Herzog Arnulf von Kärnten, Sohn Karlmans von Bayern, die Besitzungen in Ranshofner und sollte zu deren Schlüsselfigur werden. Er ist es auch, der dem damals bedrängten Papst Formosus zu Hilfe eilt und die feindlichen Truppen 898 vor dem Pankratiustor in Rom erfolgreich besiegt. Als Dank dafür wird er auf den Stufen des Petersdomes zum Kaiser gekrönt. Zurückgekehrt nach Ranshofen, legt er 898 den Grundstein für die Pankratiuskapelle zu die von Weltpriestern betreut wird. Zurück zur Geschichte der Klosterbäckerei. Brot ist ja immer schon das wichtigste Volksnahrungs-mittel und Bäckereien sind daher ja seit jeher notwendig. Der Beruf des Bäckers, früher Pfister genannt, ist daher besonders angesehen.
IV.   Bäckerei bestand schon zur Zeit der Kaiserpfalz
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Wenn man die Geschichte der Pfalz Ranshofen bis 1125 verfolgt, so muss man davon ausgehen, dass schon vorher eine Bäckerei bestanden hat. In der Umgebung gab es kaum Infrastruktur und die vielen Pfalzbediensteten, die Weltpriester und das herzogliche Gefolge brauchen ja eine Versorgung mit täglichem Brot. Eine Urkunde von 898 berichtet von der Schenkung der Mühle im Priel (heute Zaunmühle) an die Pfalz. Somit ist die Mehlversorgung der Pfalzbäckerei gesichert. Da allerdings die Geschichte dieser Bäckerei historisch nicht dokumentiert ist, bleiben wir beim Gründungsdatum des Klosters 1125, das auch als Gründungsdatum der Klosterbäckereianzusehen ist. Die Geschichte dieser Bäckerei ist also die Geschichte des Klosters schlechthin und genau so interessant wie die Geschichte des Klosters selbst.
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V.   Bedeutende Geschichte des Klosters
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Welche kulturelle und politische Bedeutung dieses Kloster im Laufe der Jahr-hunderte hat, welche bedeutenden Persönlichkeiten sich hier aufhalten, ist in den vorherigen Kapiteln dargestellt. Die Existenz dieser Klosterbäckerei wird zweifach urkundlich erwähnt. Das eine Mal durch eine Lohnliste aus dem Jahr 1687, in welcher der Pfister (Bäcker) und die Bäckerjungen enthalten sind und ein zweites Mal im Juli 1800, als französische Truppen einfallen und vom Kloster als Kriegstribut 80.000 Stück Kommissbrot verlangen. Wenn diese geschichtliche Spurensuche also nur damit aufwar-ten kann, heißt das im Grunde wenig. Die Existenz der ersten Bäckerei in der Pfalzzeit ist dadurch nicht in Frage gestellt. Ist ihr „Bestehen“ ja doch so logisch, dass man es damals nicht der Mühe wert fand dieses speziell hervorzuheben. Wo hätte man denn sonst das Brot, gebacken, das die vielen Pfalzbediensteten ja täglich brauchten?
VI.   Franzosen und Bayern lösten das Kloster auf
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Das Kloster Ranshofen wird bekanntlich 1811 auf Befehl der französischen Provinzregierung Ried aufgelöst. Diese verwaltet das Innviertel, als es nach der österreichischen Niederlage gegen Napoleon annektiert und danach dem Königshaus von Bayern übereignet wird. Der königliche Adjutant Graf Frohberg Montjoie übernimmt den dann Klosterbesitz um nur 53.550 Gulden (heute 365.000 €) und lässt den nördlichen und östlichen Konventtrakt abreißen. Das Baumaterial verkauft er gewinnbringend nach München. Als Österreich nach der Niederlage Napoleons das Innviertel wieder übernimmt, wird das gewaltige Unrecht leider nicht wieder gutgemacht.
VII.   Ranshofen wird Schloss und Gutsbetrieb
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Nach Graf Montjoies Tod verkaufen 1851 seine Erben den Besitz Ranshofen an Ferdinand Wertheimer. Unter ihm wird dieser mit allen Wirtschaftsbetrieben wie dem Gutshof, der Brauerei, dem Schlosswirtshaus, der Bäckerei und Gärtnerei zu einem Musterbetrieb, der bis zur „Enteignung“ der Wertheimer im Jahr 1938 besteht.
VIII.   Die neue Grossbäckerei entsteht im Schloss
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Mit Baubeginn des großen Aluminiumwerkes 1939, wird zur Versorgung der vielen Bauarbeiter die Errichtung einer großen Bäckerei im Schloss geplant und an den Bäckermeister Josef Höllbacher vergeben. Nach seinem Stiefvater Josef Grammelsberger, führt er die Schlossbäckerei im Apothekengebäude. Im Jahr 1941 wird Josef Höllbacher trotz der Wichtigkeit seines Betriebes zum Kriegsdienst eingezogen und ist leider 1945 in Görz gefallen.
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IX.   Mühseliger Neubeginn nach dem Krieg
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Trotz der extrem schwierigen Nachkriegszeit gelingt es der Witwe des Bäckers Frau Maria Höllbacher den Bäckereibetrieb wieder aufzunehmen. Für die vielen hundert Flüchtlingsfamilien die sehr notdürftig im Schloss, im Waldlager, und im Lager Scheuhub untergebracht werden, wird sie wie erwähnt, zum „Engel der Armen“. Sie überlässt ihnen die Backstube damit sie ihr Brot backen können.
josef und maria hoellbacher
Josef und Maria Höllbacher
X.   Höllbachers Rückkehr zu den „Wurzeln“
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Josef Höllbacher II, Vater des jetzigen Bäckermeisters Georg Höllbacher, übernimmt 1957 die Bäckerei von seiner Mutter. Er führt den Betrieb mit großer Kreativität und besinnt sich immer mehr der alten klösterlichen Backtradition. Das mittlerweile zum „Begriff“ gewordene Klosterbrot entsteht in dieser damals. Es war dann nur mehr eine Frage der Zeit die Bäckerei in Klosterbäckerei umzubenennen. Damit schließt sich der Kreis der Geschichte, womit wir wieder beim Gründungsdatum 1125 angelangt sind.
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XI.   Standort der alten Klosterbäckerei
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Zweifellos ist die Frage, wo die ursprüngliche Klosterbäckerei gewesen sein mag, nicht unwesentlich. Die Beantwortung ist aber nicht ganz so leicht und lässt sich nur in der mannigfaltigen Baugeschichte des Klosters erklären. Nähere Details darüber sind sehr ausführlich im Kapitel II beschrieben.
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XII.   Standort der Bäckerei in der Pfalzzeit ist nicht bekannt
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Über den Standort der ersten Bäckerei zur Pfalzzeit gibt es so gut wie keine Informationen. Von den Gebäuden dieser ehemaligen Pfalz gilt nach Ausgrabungen durch Hugo von Preen nur der Standort der ersten St. Pankratiuskapelle im Bereich der heutigen Marienkapelle als gesichert. Die weitläufige Gebäudeanlage der Pfalz dürfte sich von dort aus nach Westen bis zum heutigen Friedhofskarner gezogen haben, wo Hugo v. Preen auf deren Fundamentreste gestoßen ist. Der so genannte Prälatentrakt zwischen der Kirche und dem „Prälatenstöckel“ gilt neben der ehemaligen Stiftskirche, als der älteste Teil der Klosteranlage. Die alte Klosterbäckerei dürfte dort im Bereich der Klosterküche bestanden haben. Zwischen dem 15. und 16. Jahrhundert werden dann in Reihenfolge: der nördliche und östliche Konventtrakt, der Guts- und Wirtschaftshof mit Klosterschänke sowie die Brauerei, dann der Bibliothekstrakt und später der dreigeschossige Gästetrakt zwischen dem Wirtschaftshof und der Prälatur errichtet.


Es ist gesichert, dass die Bäckerei am Standort Prälaturtrakt bis zur Auflösung des Klosters 1811 besteht. Sie wird dann in der Wertheimerzeit in das leer gewordene Stiftsapothekengebäude übersiedelt, wo sie nach dem Bau der neuen Bäckerei am heutigen Standort bis etwa 1947 als Brotladen weitergeführt wird. Der größte Umbau der Schlossanlage erfolgt während der NS Zeit. Der Prälaturtrakt wird zu einer Flakkaserne. Im Bibliothekstrakt wird ein Kino und die Kreisleitungswohnung eingebaut und im Wirtschaftshof die Unterkünfte für die vielen Zwangsarbeiter der VAW. In diese Zeit fällt auch die Errichtung der neuen Großbäckerei mit der Josef Höllbacher die Baustellen-arbeiter des Aluminiumwerksbaues versorgt. Höllbacher ist als ein „gerader Michl“ bekannt, eine Eigenschaft die von den Nazis nicht unbedingt geschätzt wird. Vermutlich zog man ihn deshalb zum Krieg ein.
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Ehemaliger Standort der Bäckerei